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Die Mittwochsmusik im Oktober: Max Reger und der „Morgenstern“

Auf einen Blick:

In der nächsten Mittwochsmusik stehen drei Orgelwerke Max Regers im Mittelpunkt, alle drei auf Philipp Nicolais Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ beruhen.

Zeit: 2. Oktober 2024, ab 19:00 Uhr.
Ort: Kreuzkirche in Wesseling, Kronenweg 67

Details:

Max Reger. Geboren im Jahr 1873 in Weiden in der Oberpfalz, gestorben 1916 in Leipzig, mit nur 43 Jahren, mitten im Ersten Weltkrieg.
Max Reger. Einer der Großen an der Schwelle des 20. Jahrhunderts. Bis heute der einzige Komponist im deutschsprachigen Raum, dessen Orgel-Oeuvre, sowohl von der Menge als auch vom inneren Gewicht, auf Augenhöhe mit Orgelschaffen Johann Sebastian Bachs steht.
Max Reger. Zugleich einer der bis heute Unverstandenen. Einer, dessen Musik als „schwierig“ gilt.
In der Tat erfordert Regers Musik, zumal die der mittleren Jahre, Auseinandersetzung sowie mentale wie innere Offenheit. Aber seine Partituren lohnen es. Und es gibt Annäherungspunkte: Nicht alles kommt so erratisch unzugänglich daher wie sein Violinkonzert, op. 101 oder die „Symphonische Phantasie und Fuge“, op. 57 für Orgel.

In unserer Oktobermusik steht ausschließlich Orgelmusik auf dem Programm, die das Kirchenlied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ zur Grundlage haben. Die bekannte Melodie wird das Konzert, gleichsam als roter Faden, zusammenhalten, den Hörenden zugleich immer wieder neue Orientierung bieten in der Dichte der Reger’schen Harmonik.

Zudem schauen wir Reger ein wenig über die Schulter: Warum schreibt er, wie er schreibt? Die Noten liefern Antworten, und mit diesen Antworten im Hintergrund verliert die Musik viel von ihrer „Unnahbarkeit“.

1914/15, gegen Ende seines Lebens also, schrieb Reger unter der Opusnummer 135.a eine Sammlung von 30 kleinen Choralvorspielen. Sie seien, so bemerkte er, „kinderleicht“, und tatsächlich verzichten diese kurzen Stücke auf komplexe Harmonik und kontrapunktische Arbeit. Julian Terrero Gelhaus wird das Konzert mit dem Morgenstern-Satz aus Regers op. 135.a eröffnen.

Etwa zwölf Jahre zuvor schrieb Reger unter op. 67 eine andere Sammlung von – diesmal 52 – Choralvorspielen, auch sie ursprünglich für den liturgischen Gebrauch konzipiert. Durchgesetzt haben sich die Stücke dort nie: Gerade die nebenamtliche Organistenwelt, empfanden sie als technisch zu aufwendig. Regers Antwort war sein op. 79, die dritte Sammlung von noch einmal 13 Choralbearbeitungen. Große Verbreitung, gerade in den nicht-beruflichen Organistenkreisen, wurde dann aber erst besagten op. 135.a zuteil.

Für alle erwähnten Sammlungen traf Reger die Auswahl der Choräle offensichtlich nach Bekanntheitsgrad und allgemeinem Gebrauch in den Gottesdiensten und Messen. Für die sieben großen, technisch fordernden Choralfantasien schien demgegenüber eher der Gehalt der Texte ausschlaggebend gewesen zu sein. Neben bekannten Weisen wie „Wachet auf“ und „Ein feste Burg“ wählt Reger auch abseitige Melodien wie „Alle Menschen müssen sterben“ oder das heute zwar immer noch im Gesangbuch stehende, aber quasi vergessene „Halleluja, Gott zu loben“.

Max Reger, Beginn der „Morgenstern“-Fantasie, op. 40,1 Quelle: IMSLP

Unter op. 40,1 findet sich auch die dritte der großen Fantasien, diese über den Morgenstern-Choral. Sie wird unsere Mittwochsmusik beschließen. Reger schrieb das ausladende Werk in der ersten Fassung 1899. Formal und ihrem Ausdrucksgehalt geht die Fantasie weit über die kleineren Bearbeitungen des Liedes hinaus.

Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert hatte Richard Strauss sieben seiner großen symphonischen Tondichtungen (u.a. den Zarathustra) fertiggestellt.
Parallel konnte der technische Orgelbau im späten 19. Jahrhundert beträchtliche Fortschritte verzeichnen, so dass Reger die Strauss’schen Ideen aus dessen symphonischen Dichtungen auf die Orgel übertragen konnte.

Da den großen Fantasien zwischen op. 27 bis op. 52, 1-3 jeweils evangelische Kirchenlieder zugrunde liegen, ergänzt Reger das Strauss’sche Formmodell mit Variationstechniken. Drei der sieben Fantasien, u.a. auch der „Morgenstern“, schließen mit ausladenden Fugen.

In unserer Mittwochsmusik schauen wir Reger gleichsam über die Schulter: Wie füllt er ca. 20 Minuten mit nur einem einzigen Lied. Wie „funktioniert“ eine Fantasie über einen Choral?
Zumindest in kurzen Abschnitten wird die Oktobermusik den Charakter eines Werkstatt-Konzerts haben. Wir versuchen, Regers mentale Reise, die Geschichte hinter den Noten, ein wenig nachzuvollziehen, und vielleicht wird, mit Blick die Hintergründe, das ein oder andere „Dunkle“ an Regers Schreibweise verständlicher und lichter.

Herzliche Einladung, bei, wie immer, freiem Eintritt! Korb am Ausgang ist für die Kirchenmusik in der Gemeinde.

 

Wo: Evangelische Kreuzkirche

Wann: Mittwoch, 2. Oktober, 19:00 h.

An unserer Schuke-Orgel: Julian Terrero Gelhaus und Thomas Jung

Bild, Quelle: Deutsche Wikipedia/Max Reger